Die HAW hat die Analyse der Beschäftigtensituation in Winterthur mit den neuesten Zahlen aktualisiert. Nachdem bereits in früheren Jahren auf die zunehmend ungesunde Entwicklung durch des a.o. starke Beschäftigtenwachstum bei staatsnahen Betrieben hingewiesen wurde, akzentuiert sich der Trend weiter. Im Jahr 2020 sind 436 Stellen im Privatsektor verloren gegangen, während 779 zusätzliche Stellen in staatsnahen Betrieben geschaffen wurden. Es ist zu hoffen, dass der Stadtrat in der Richtplandiskussion eine Differenzierung der anzusiedelnden 30'000 Stellen vorsieht und auf das Steuersubstrat achtet.
Bildquelle: Canva HAW/Forum
Über die Arbeitsplatzentwicklung in Winterthur existiert eine Fülle von Informationen, die in verschiedenen Statistiken publiziert werden. Die HAW hat die wesentlichen Zahlen der Jahre 2015 bis 2020 aus diesen öffentlich verfügbaren Daten zusammengetragen und stellt folgendes fest:
Abbildung 1: Anteil der staatsnahen Stellen am gesamten Stellenwachstum
Auch mit Blick auf die anstehenden Richtplandiskussionen bzw. der darin genannten 30'000 anzusiedelnden Arbeitsplätze stimmen die Zahlen nachdenklich. Private Unternehmen arbeiten gewinnorientiert und zahlen Steuern. Staatsnahe Betriebe tun dies nicht. Dies soll nicht als Argument gegen ein funktionierendes Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen verstanden werden. Wenn nun aber privatwirtschaftliche Stellen verschwinden, ist das für das Gefüge nicht gesund und liegt die Vermutung nahe, dass das Steuersubstrat bei den Unternehmenssteuern nicht gesteigert werden kann. Bei sich für die Wirtschaft insgesamt verschlechternden Rahmenbedingungen dürfte das Anliegen des Stadtrates 30'000 Arbeitsplätze anzusiedeln unrealistisches Wunschdenken bleiben. Der Stadtrat ist die Antwort noch schuldig, wie er welche Stellen ansiedeln will.
Abbildung 2: Bevölkerungs- und Stellenwachstum
Handelskammer und Arbeitgebervereinigung Winterthur
Amiel Schriber / Dr. Ralph Peterli
1 Als Staatsbetriebe gelten folgende Sektoren: Erziehung, öffentliche Verwaltung, Gesundheit, Sozialwesen und Heime