Medienmitteilung economiesuisse 26.03.2020:
Der Wirtschaftsdachverband economiesuisse hat in einer Mitgliederumfrage ein aktuelles
Stimmungsbild der Schweizer Wirtschaft ermittelt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die
Unternehmen angesichts der Corona-Pandemie auf schwierige Monate einstellen. Viele kämpfen
bereits mit Lieferengpässen, Absatzschwierigkeiten und einer verschlechterten Zahlungsmoral
im B2B-Bereich. Die Massnahmen des Bundesrats kommen gerade noch rechtzeitig.
Die aktuelle Umfrage unter den Mitgliedern von economiesuisse zeigt, dass die gestern vorgestellten Notmassnahmen des Bundesrats zur Liquiditätsüberbrückung zielgerichtet und zweckmässig sind. Die Schweizer Wirtschaft erwartet eine deutliche Zunahme von Firmen, die in den nächsten zwei Monaten in Liquiditätsschwierigkeiten geraten. Während heute bereits rund ein Drittel der Unternehmen Schwierigkeiten haben, die Liquidität im Betrieb sicherzustellen, wird dieser Anteil auf sehr hohe rund 50 Prozent ansteigen. Die Massnahmen des Bundesrats kommen also zur rechten Zeit, um negative Kettenreaktionen in der Wirtschaft unterbrechen zu können. Das Liquiditätsproblem akzentuiert sich nicht nur aufgrund sinkender Absatzzahlen. Etliche Firmen berichten, dass sich die Zahlungsmoral insbesondere im B2B-Bereich drastisch verschlechtert hat. Insgesamt ist mit einem deutlichen Anstieg bei den Debitorenverlusten zu rechnen, was zusätzlich auf die Liquidität drückt. Die Umfrage zeigt weitere interessante und gleichzeitig problematische Sachverhalte:
Unterstützung des Bundes wird positiv aufgenommen und zumeist als ausreichend betrachtet
Reichen nun die Massnahmen des Bundesrats aus, die akuten und grossen Probleme in der Schweizer Wirtschaft zu adressieren? Aufschlussreich ist die Reaktion auf die Bundesrats-Medienkonferenz vom 20. März 2020, an der ein neues Hilfspaket im Umfang von zusätzlich 32 Milliarden Franken angekündigt wurde. Da die Umfrage kurz davor gestartet wurde, haben rund zwei Drittel der Unternehmen ohne Kenntnis der neu getroffenen Unterstützungsmassnahmen Stellung bezogen. In einer ersten Phase stellte die Regierung nämlich erst 10 Milliarden Franken zur Verfügung. Die späteren Umfrageteilnehmer haben die Bewertung im Wissen um die massiv aufgestockten Hilfen des Bundes vorgenommen. Zwischen den zwei Gruppen zeigen sich signifikante Unterschiede: Etwa die Hälfte der Unternehmen bezeichnete die Massnahmen des ersten Hilfspakets der Landesregierung als ausreichend. Nach der Ankündigung des zweiten Pakets stieg dieser Anteil auf über drei Viertel. Die überwiegende Zahl der Unternehmen ist also der Meinung, dass die neuen Massnahmen des Bundesrats nun ausreichend sind, um die wirtschaftlichen Schäden im Zaum zu halten. Allerdings rechnet die Schweizer Wirtschaft nicht mit einem baldigen Ende der Krise. Die Unternehmen schätzen, dass sich ihre wirtschaftliche Lage frühestens in einem halben Jahr normalisieren wird. Entscheidend für die aktuelle Einschätzung ist, dass es zu keinem weitreichenden «Shut-down» kommt. Ansonsten würden sich die negativen Entwicklungen potenzieren. Die Unternehmen fordern daher von der Politik, dass sie ihre Produktion weiterhin aufrechterhalten können.
Schub für Digitalisierungsprozesse
Schliesslich wurden die Unternehmen gefragt, ob sie nicht auch Positives zu berichten hätten. Häufig erwähnten sie, dass die Krise einen positiven Einfluss auf die Digitalisierungsanstrengungen von Unternehmen ausübe. Neben prozesstechnischen Verbesserungen wurde häufig erwähnt, dass Home Office durch die Krise salonfähig geworden sei. Vereinzelt profitieren auch Firmen, die für ausgefallene ausländische Lieferanten einspringen können. Und einige Unternehmen gehen davon aus, dass die Supply Chain nach der Krise überprüft wird und Redundanzen eingebaut werden, um nicht von einzelnen Zulieferern abhängig zu sein.
Informationen zur Umfrage |
Rückfragen:
Rudolf Minsch, Chefökonom
Telefon: 044 421 35 35
E-Mail: rudolf.minsch@economiesuisse.ch