Die Strompreise in Winterthur sind immer noch ziemlich hoch vor allem im kantonalen Vergleich. Dies gilt besonders für Unternehmen, was die Standortattraktivität der Stadt reduziert. Trotz leichtem Rückgang der Preise in diesem Jahr ist die Situation besorgniserregend. Dabei gäbe es Wege, dem entgegenzuwirken.
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Stromtarife im Vergleich
Stromtarife sind für viele Menschen relevant: Sie entscheiden darüber, wie viel am Ende des Monats auf dem Konto bleibt und wie attraktiv eine Stadt für Unternehmen ist. In Winterthur mussten Bewohnerinnen und Bewohner zuletzt spürbar tiefer in die Tasche greifen als ihre Nachbarn in Zürich. In einem Blog letzes Jahr haben wir bereits den Preisanstieg thematisiert (haw.ch). Der Blick zurück bestätigt diesen Trend: Über die Jahre 2016–2025 kostete das günstigste Winterthurer Produkt. im Schnitt 23,55 Rp./kWh, während Zürichs ewz 21,84 Rp./kWh und die kantonalen EKZ sogar 19,28 Rp./kWh verlangen (SRF).
Solche Unterschiede wirken gering, summieren sich bei hohen Verbräuchen aber zu fünfstelligen Beträgen und beeinflussen die Standortwahl von Firmen. Niedrige Stromkosten steigern die Wettbewerbsfähigkeit. Winterthur ist im Nachteil: Zürich verfügt über ein großes eigenes Kraftwerksportfolio und profitiert bei hohen Börsenpreisen, während Winterthur gut zwei Drittel des Stroms am europäischen Markt kaufen muss. Die Energiepreis‑Explosion 2022/2023 traf die Stadt deshalb besonders hart (ElCom).
Wie kommt es zu den hohen Kosten?
In der Grundversorgung bezahlen Kunden einen Energietarif, ein Netznutzungsentgelt und diverse Abgaben. Der Energietarif deckt die Beschaffungskosten, die Qualität des Produkts (z. B. KlimaGold oder KlimaSilber) und eine regulierte Vertriebs- und Verwaltungsmarge. Das Netznutzungsentgelt finanziert Bau, Betrieb und Unterhalt des Verteilnetzes sowie Systemdienstleistungen und die Winterreserve. Hinzu kommen eidgenössische Abgaben (Netzzuschlag zur Förderung erneuerbarer Energien, Mehrwertsteuer) und eine kommunale Abgabe zur Finanzierung des Förderprogramms Energie Winterthur (parlament.winterthur.ch). Zudem wid seit 2024 ein zusätzlicher Zuschlag für die Winterreserve erhoben.
Warum sind die Netzkosten so hoch? Der Stadtrat nennt mehrere strukturelle Ursachen: In einem dicht bebauten Umfeld müssen Leitungen und Transformatoren oft unterirdisch verlegt werden, was Grab- und Leitungsarbeiten um bis zu 70 % verteuert. Als „Gartenstadt“ weist Winterthur eine geringere Bebauungsdichte auf; das Verteilnetz ist groß, die durchs Netz transportierte Energiemenge pro Fläche aber klein. Gleichzeitig wächst der Eigenverbrauch: Dank vieler Solaranlagen beziehen Haushalte weniger Strom aus dem Netz, sodass fixe Netzkosten auf weniger Kilowattstunden verteilt werden. Hinzu kommt die geringe Eigenproduktion: Nur rund ein Drittel des Stroms stammt aus eigenen Anlagen wie Kehrichtverwertung oder Photovoltaik; der Rest muss teuer eingekauft werden, während Zürich dank eigener Kraftwerke weniger abhängig ist (parlament.winterthur.ch).
Mögliche Massnahmen
Unter dem Strich bleibt Winterthur vorerst von internationalen Energiemärkten und hohen Netzkosten geprägt. Doch mit langfristigen Investitionen in die eigene Infrastruktur, lokaler Energieerzeugung und einer fairen Verteilung der Kosten kann die Stadt die Weichen stellen, um ihre Strompreise wieder näher an das Niveau ihrer Nachbarn heranzuführen.