Mindestfranchise wird erhöht – und jetzt?

01.04.25 10:00

Die Erhöhung der Mindestfranchise bei Krankenkassen steht bevor. Der Bundesrat plant eine Anpassung des seit 20 Jahren unveränderten Betrags von 300 Franken. Doch wie kam es zu diesem Entscheid? Und was sind dessen Implikationen?

Bildquelle: KI-generiert mit Canva

Die Mindestfranchise bei Krankenkassen lag in der Schweiz in den letzten Jahren bei 3oo Franken. Diesen Mindestbetrag müssen Patienten und Patientinnen selbst an die Behandlungskosten zahlen, auch wenn sie Prämienvergünstigungen erhalten. In den letzten 20 Jahren sind aber die Preise für viele Güter gestiegen und die Gesundheitskosten sind stets gewachsen. Die Kosten pro Versicherte haben sich in dieser Zeitspanne sogar verdoppelt. Darum will der Bundesrat die Mindestfranchise also erhöhen. Wie hoch der Betrag neu sein soll, ist noch unklar (SRF 2025).

Wer ist betroffen?

Die Anpassung würde all jene treffen, die aktuell mit der tiefsten Franchise – also 300 Franken – versichert sind. Laut Bundesamt für Gesundheit betrifft das rund 44 Prozent der Bevölkerung – das entspricht etwa drei Millionen Menschen. Für Kinder soll es jedoch keine Änderungen geben: Ihre Franchisen bleiben von der geplanten Erhöhung unberührt (Parlament).

Tiefere Prämien dank Eigenverantwortung?

Die Befürworter erhoffen sich durch die Änderung eine Senkung der Prämien. Adrien Kay, Leiter Kommunikation des Krankenkassenverbands prio.swiss verweist auf eine Studie der Versicherung Helsana, wonach eine Erhöhung der Mindestfranchise auf 500 Franken zu Einsparungen von 1.2 Milliarden Franken führen würden. (Helsana 2024) Das würde einer Senkung der Prämien um 3 Prozent entsprechen. Ausserdem könnten auch diese Versicherten davon profitieren, wenn andere, die keine schlimmen Beschwerden haben, es sich zweimal überlegen, ob sie zur Ärztin gehen. Denn das würde den Prämienanstieg insgesamt bremsen. Bisher hätten die Massnahmen zur Kostendämpfung vor allem die Leistungserbringer, die Kantone und die Versicherer betroffen. Massnahmen zur Stärkung der Eigenverantwortung fehlen gemäss prio.swiss grundsätzlich. (prio.swiss).

Caritas hingegen warnt davor, dass die Krankenkassenprämien auch mit einer höheren Franchise weiterhin flächendeckend steigen werden. Zwar könnte das Wachstum etwas verlangsamt werden, doch für Menschen mit geringem Einkommen sei das kaum ein Trost – sie würden von dieser Entwicklung kaum profitieren. Das häufig genannte Argument, wonach Prämienverbilligungen die finanzielle Belastung abfedern, überzeugt Caritas nicht: Die Franchise selbst werde von den Verbilligungen nämlich nicht gedeckt. Im Gegenteil – durch die höhere Franchise bestehe die Gefahr, dass Betroffene in finanzielle Not geraten, sich verschulden oder sogar in die Armut abrutschen. (SRF 2025).

Fazit

Die Anpassung der Mindestfranchise ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte ständig steigender Gesundheitskosten. Ob sie tatsächlich zu tieferen Prämien oder mehr Eigenverantwortung führt, bleibt abzuwarten. Klar ist: Solche Massnahmen greifen nicht an der Wurzel des Problems. Solange keine grundlegenden Reformen folgen, dürften weitere – und nicht selten kontroverse – Anpassungen im Gesundheitssystem nicht ausbleiben.

Was mögliche Lösungen wären, um die Gesundheitskosten langfristig zu senken, haben wir übrigens in einem separaten Blogbeitrag beleuchtet:

Prämien-Entlastungs-Initiative Teil 3: Prämienentlastung ohne Mehrkosten

 

Andrin Gross, Bachelor of Arts in Politikwissenschaften, Werkstudent HAW

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