Schweizer KMU brauchen Antwort auf geopolitischen Umbruch

18.03.22 07:55

Die Doppelkrise von Pandemie und Ukrainekrieg führt zu einem radikalen Umbau der Weltwirtschaft. Alte Märkte verschwinden, neue Märkte kommen hinzu, Lieferketten werden neu geknüpft. Der Umbau schafft Chancen – für diejenigen Unternehmen, die sichtbar sind, schreibt Steffen Klatt.

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Die Welt erlebt einen epochalen Umbruch wie zuletzt am Ende des Kalten Krieges. Die doppelte Herausforderung von Corona-Pandemie und Ukrainekrieg beendet die Zeit der weltweit freien Märkte und der Globalisierung. Unabhängig vom Ausgang des Ukrainekrieges: Die Welt kehrt nicht zur Zeit vor dem März 2020 zurück, als ein Land nach dem anderen seine Wirtschaft in den sogenannten Lockdown geschickt hat.

Dieser Umbruch trifft die Schweizer Wirtschaft besonders hart, ist sie doch wie kaum eine andere exportorientiert und global ausgerichtet. Der Notfallmodus, in den die Schweizer KMU vor zwei Jahren gewechselt sind, wird zum Dauerzustand.

Schweizer KMU werden schon heute von stockenden oder gar unterbrochenen Lieferketten betroffen: Auf den Weltmeeren herrscht Stau, die Hersteller von Chips können die Nachfrage nicht befriedigen.

Jetzt brechen ganze Märkte weg: Russland existiert als Markt nicht mehr und wird so schnell nicht in die Weltwirtschaft zurückkehren. Die Ukraine fällt als verlängerte Werkbank Europas und als IT-Hub aus. China hat sich in den Corona-Jahren abgeschottet. Wird der einstige Zukunftsmarkt seinen Glanz wiedergewinnen?

Die Doppelkrise stellt Selbstverständlichkeiten in Frage: Wird es künftig noch genügend Energie für alle und für das ganze Jahr geben? Kommt das täglich Brot auch ohne den Weizen aus Russland und der Ukraine auf den Tisch?

Jedes Unternehmen muss auf den nun beginnenden Umbau der Weltwirtschaft reagieren. Dieser bietet aber auch Chancen. Die wichtigste: Der Umbau betrifft alle. Jedes Unternehmen muss sich umschauen, ob es neue Zulieferer braucht, neue Märkte oder sogar neue Produkte und Dienstleistungen. Damit werden völlig neue Beziehungen zwischen Unternehmen selbst unterschiedlicher Branchen möglich. Völlig neue Wertschöpfungsketten werden geknüpft.

Damit ein Unternehmen an dieser Neuordnung der Märkte und Lieferketten teilnehmen kann, muss es sichtbar sein, weit über seine bisherigen Kunden und Partner hinaus. Es muss proaktiv zeigen, was es kann und was es macht, damit andere Unternehmen sie in ihre Planungen einbeziehen können. Nur wenn Schweizer KMU die Phantasie der anderen anregen, haben sie eine Chance in der Wirtschaft der Zukunft. 

Viele Schweizer Unternehmen stecken in einem strukturellen Schlummerzustand. Sie funktionieren hierarchisch, bürokratisch, auf Absicherung des Erreichten geeicht. Viele Unternehmen haben im Dauererfolg der Vergangenheit auf Autopilot gestellt.

Das gilt auch für die Unternehmenskommunikation: Viele Unternehmen schicken Medienmitteilungen in eine Welt, in der es kaum noch klassische Medien gibt, die sich für KMU interessieren. Sie geben viel Geld für Werbung in Social Media-Kanälen aus, die irgendwo bei den hunderten Millionen Nutzern von LinkedIn bis TikTok versickert.

Wer jetzt nicht auf strategische Führung umschaltet, hat verloren. Strategische Führung beginnt mit Kommunikation: Wenn Ihr Unternehmen draussen in der Welt nicht sichtbar ist, dann nimmt es an der Neuordnung der Lieferketten nicht teil.

Originalblog von Steffen Klatt, Café Europe vom 16. März 2022

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Das HAW-Firmenwiki enthält Nachrichten der Unternehmen, welche Mitglied bei der Handelskammer und Arbeitgebervereinigung Winterthur sind. Das Firmenwiki macht Ihre Nachrichten über den Erscheinungstag hinaus zugänglich und zeigt die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Winterthur und der Region auf. Siehe auch: Schweizer Wirtschaft sichtbar machen.
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Steffen Klatt
Geschäftsführer
Café Europe. Nachrichtenagentur AG
Metzggasse 14
8400 Winterthur
Telefon +41 44 306 47 60
https://punkt4.info
www.cafe-europe.info
steffen.klatt@cafe-europe.info

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