Wirtschaftsstandort Zürich - Quo vadis?

16.01.23 15:45

Der Standortwettbewerb unter den Kantonen verschärft sich laufend und es gilt komplexe Herausforderungen zu lösen. Parallel trübt sich der wirtschaftliche Ausblick ein und die Unternehmen sind an mehreren Fronten gefordert. Die HAW unterstützt KandidatInnen, die einen Plan für die wirtschaftlichen Herausforderungen haben und sich für den Werkplatz und die Bevölkerung einsetzen.

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Um sich ein genaueres Bild von den Positionen der Kandidaten zu machen, hat die HAW kürzlich ein Politik-Podium unter dem Titel «Wirtschaftsstandort Zürich – Quo vadis?» veranstaltet. Ralph Peterli, Geschäftsführer der HAW, durfte zahlreiche Gäste aus lokalen KMU-, Industrie, Unternehmer und der Politik begrüssen. Im Rampenlicht standen Regierungsratskandidat Peter Grünenfelder (FDP), sowie die Kantonsratskandidaten Michael Zeugin (GLP), Martin Hübscher (SVP), Raphael Tobler (FDP) und Thomas Anwander (Die Mitte). Nach einer kurzen Vorstellung durch die Moderatorin Romana Heuberger bekam jeder der Podiumsteilnehmer fünf Minuten Zeit, um sich ans Publikum zu wenden.

Peter Grünenfelder: Zürich als «Kanton des Potenzials»
 «Zürich sieht gewaltigen Herausforderung entgegen, um weiterhin von einem hohen Wohlstand profitieren zu können», so Grünenfelder. Der FDP-Regierungsratskandidat benennt zwei konkrete Themen, die ihm grosse Sorge bereiten: Im Global Innovation Index 2022 ist Zürich vom 18 auf den 51 Platz zurückgefallen und auch bei Anzahl neu gegründeter Firmen pro Kopf wurde Zürich mittlerweile von Zug und Schwyz überholt. Als Grund dafür sieht er vor allem die unattraktiven Steuern und die hohe Regulierungsdichte. Grünenfelder schliesst mit drei konkreten Versprechen, sollte er in den Regierungsrat gewählt werden: Steuersenkung um 10%, Abbau der Regulierungen um 20% und ein Einstellungsstopp bei der kantonalen Verwaltung.

Thomas Anwander: Freiheit, Solidarität, Verantwortung
Anwander sieht vier grosse Herausforderungen, die er als Kantonsrat anpacken möchte. Die Sicherstellung einer bezahlbaren und zuverlässigen Energieversorgung, eine geringere Belastung der Zürcher und Zürcherinnen und Unternehmen durch Steuern und Regulierungen, die Förderung des Innovationsstandorts Kanton Zürich – hier schlägt Anwander konkret die Schaffung eines Technologiefonds vor. Schliesslich stelle sich auch im Infrastrukturbereich grosse Herausforderungen, denn dieser droht sich von einem Standortvorteil zu einem Standortproblem zu entwickeln.

Martin Hübscher: Echt, knackig, zackig
Für den Agraringenieur mit eigenem Hof zählt Zürich nach wie vor zu den attraktivsten Kantonen, doch es braucht grosse Anstrengungen, dass dies so bleibt. Insbesondere im Bildungswesen beobachtet Hübscher eine Entwicklung, die ihm mit Blick auf den Fachkräftemangel Sorge bereitet: Kunst- und Kulturstudien erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit, währen Ingenieure und Handwerker seltener werden. Auch den zunehmenden Eingriffen durch den Staat steht er kritisch gegenüber, denn der Staat müsse Dienstleiter sein. Wichtig sind dabei auch stabile Handelsbeziehungen für die Unternehmen.

Raphael Tobler: Ein Herz für Startups
Tobler liegen die Themen Startups und Innovation am Herzen – Als Startup-Gründer hat er bereits erfahren, wie hoch die Hürden und zahlreich die Vorschriften sind, um eine Firma zu gründen. «Wenn man den Garten giesst, gibt man auch etwas mehr Acht auf die jungen Pflanzen, doch bei den Startups ist dies leider noch nicht der Fall», so Tobler. Viele Regulationen im Bereich Steuern und Arbeitszeit berücksichtigen nicht die Bedürfnisse der Startups, was Tobler bei einer Wahl ändern möchte. Am Innovationsbereich stört ihn insbesondere, dass in der Schweiz nur ein Bruchteil des Betrages, der für Forschung ausgegeben wird, danach in die Kommerzialisierung fliesst.

Michael Zeugin: Reden ist Silber, Handeln ist Gold
Zeugin setzt seinen Schwerpunkt auf die Bau- und Wohnpolitik des Kantons. Für ihn ist klar, dass in Zukunft die Wohnkosten immer wichtiger werden für die gut 1.5 Millionen Zürcherinnen und Zürcher und ruft deshalb zur Reformierung des Wohnungsbaus auf. «Dieser Bereich ist so stark reguliert, dass viele Innovationen, die die Baukosten reduzieren würden, schon im Keim erstickt werden». Die resultierenden hohen Preise führen dann zu Rufen nach staatlichen Interventionen, doch diese sind meist willkürlich gestaltet und lösen das Problem nicht.

Podiumsdiskussion

Im Nachgang der Kurzpräsentationen entwickelte sich eine spannende Diskussion auf dem Podium und mit den zahlreich erschienenen Gästen.

Anschliessend an die Referate öffnete Romana Heuberger die Runde und gab den anwesenden Gästen die Möglichkeit, Fragen an die Kandidaten zu stellen. Neben Themen wie Innovation, Digitalisierung und Regulierungen kam das Thema Fachkräftemangel prominent zur Sprache. Angeprangert wurde dabei insbesondere, dass der Kanton Zürich seinen 50'000 Angestellten (grösster Arbeitgeber im Kanton) einen sehr hohen Teuerungsausgleich zukommen lässt und so den Fachkräfte-/Beschäftigtenmangel für die Privatwirtschaft verschärft. Aber auch die Kluft zwischen der Berufslehre, die privat finanziert wird, und der akademischen Laufbahn, die grösstenteils vom Staat finanziert wird, führt dazu, dass es immer weniger Arbeitnehmer einer praktischen Arbeit nachgehen.

Die Kandidaten legten bei Ihren Voten Wert darauf, praktische Beispiele zu machen, was die Umsetzung ihrer Pläne der Bevölkerung für einen Nutzen stiften wird.

Abschliessend mussten die Kandidaten den Satz beenden: Wenn ich gewählt werde, dann…

  • wird es im Kanton Zürich mehr Startups geben. (Raphael Tobler, FDP)
  • setze ich mich weiterhin für lösungsorientierte Diskussionen ein. (Martin Hübscher, SVP)
  • findet sich der Kanton Zürich auf einem besseren Platz im Innovationsranking wieder. (Michael Zeugin, GLP)
  • verfügt der Kanton Zürich über eine sichere und bezahlbaren Energieversorgung. (Thomas Anwander, Die Mitte)
  • werden Leistungsträger in der Wirtschaft endlich wieder mehr wahrgenommen und geschätzt. (Peter Grünenfelder, FDP)

Mehr Infos zu den einzelnen Positionen sind auch auf den Websites der Kandidaten (Klick auf Foto) zu finden. Die HAW bedankt sich bei Romana Heuberger und den Podiumsteilnehmern für Ihren Auftritt und wünscht ihnen und den anderen anwesenden KandidatInnen viel Erfolg bei den anstehenden Wahlen.

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Nach Verweis auf die Wahlempfehlungen der HAW wird beim Apéro noch lange weiterdiskutiert.

Amiel Schriber

von Amiel Schriber

Wissenschaftlicher Mitarbeiter HAW

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