Der Kanton Zürich etabliert sich immer mehr als zentraler Wachstumsmotor für die Digital Health Industrie in der Schweiz. Mit seiner Kombination aus Spitzenforschung, einem starken Finanz- und Versicherungssektor sowie einem florierenden Technologie- und Gesundheitscluster bietet die Region optimale Bedingungen für Unternehmen, die digitale Innovationen im Gesundheitswesen vorantreiben.
Bildquelle: Kanton Zürich, Amt für Wirtschaft, Standortförderung
Zürich als attraktiver Standort für Digital Health
Laut einer gemeinsamen Analyse der Standortförderung des Kantons Zürich und dem Schweizer Think Tank Health-Trends zählt Zürich zu den führenden Digital Health Standorten der Schweiz. Die Ergebnisse dieser Analyse, veröffentlicht in der «Zurich Digital Health Map 2024», zeigen, dass rund 30–40 % aller Schweizer Digital Health Unternehmen in der Region ansässig sind – das sind über 121 aktive Firmen, die Patienten, Ärzte, Spitäler und Gesundheitsorganisationen mit innovativen Lösungen unterstützen.
Diese hohe Konzentration an Digital Health Unternehmen beruht auf Zürichs exzellenten Standortvorteilen: Renommierte Hochschulen wie die ETH Zürich, die Universität Zürich und die ZHAW liefern erstklassige Talente, während ein dynamisches Ökosystem aus Life Sciences, Technologieunternehmen und Universitären Spitälern die Zusammenarbeit fördert.
Die neue Digital Health Map gibt zudem einen Überblick über die regionale Verteilung der Start-ups und Unternehmen in verschiedenen Digital Health Segmenten – ein eindrucksvolles Beispiel für Zürichs Rolle als Innovationshub.
Was ist Digital Health? Eine kurze Einführung
Digital Health bezeichnet die digitale Transformation im Gesundheitswesen und umfasst vier zentrale Segmente:
- Trend Health: Fokussiert auf Lifestyle-Themen wie Schlaf-, Ernährungs- und Aktivitätstracking. Es werden große Mengen persönlicher Daten generiert, die meist nur bedingt medizinische Relevanz haben.
- E-Health: Setzt auf die digitale Vernetzung von Patienten und Medizinern. Ziel ist die Optimierung von Prozessen und der Austausch medizinisch relevanter Daten.
- Tech Health: Umfasst medizintechnische Hardware wie Sensoren, Robotik und 3D-Druck, mit Fokus auf digital vernetzter Spitzentechnologie.
- Data Health: Nutzt und analysiert gesundheitsbezogene Daten, oft mithilfe von Technologien wie Künstlicher Intelligenz. Es ist eng mit den anderen Segmenten verknüpft.
Während Data Health und Tech Health technologische Innovationen vorantreiben, konzentrieren sich Trend Health und E-Health stärker auf Management, Prozesse und Qualität im Gesundheitswesen. Die Segmente überschneiden sich häufig, was die vielseitigen Möglichkeiten von Digital Health unterstreicht.
Zürich als wichtiger Digital Health Sektor
Die «Zurich Digital Health Map 2024» zeigt, dass im Raum Zürich mittlerweile mindestens 121 Digital Health Unternehmen aktiv sind. Im Vergleich zur Map von 2021, die 70 Unternehmen verzeichnete, ist dies ein deutlicher Anstieg. Die Erweiterung ergibt sich vor allem daraus, dass nun auch kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) mit bis zu 250 Mitarbeitenden berücksichtigt wurden, während 2021 nur Start-ups erfasst wurden.
Von den 121 Unternehmen sind 63 neu aufgenommen worden, 58 waren bereits 2021 vertreten, und 11 Unternehmen wurden entfernt, da sie entweder ihren Betrieb eingestellt, ihren Fokus verändert oder Zürich verlassen haben.
Die Unternehmen verteilen sich auf die vier Segmente von Digital Health:
- Data Health: 37 Unternehmen (30,6 %)
- E-Health: 37 Unternehmen (30,6 %)
- Tech Health: 28 Unternehmen (23,1 %)
- Trend Health: 19 Unternehmen (15,7 %)
Die Segmente im Überblick
E-Health: Digitalisierung der Gesundheitsdienste
37 Unternehmen arbeiten in Bereichen wie Telemedizin, Mobile Health und datengestützten Gesundheitsplattformen. Ziel ist die bessere Vernetzung zwischen Patienten und Medizinern, etwa durch Apps zur Überwachung chronischer Krankheiten oder Plattformen, die medizinische Daten analysieren und für die Entscheidungsfindung nutzen. Auch digitale Führungsdienste, die Patienten durch das Gesundheitssystem navigieren, spielen hier eine Rolle.
Data Health: Innovation durch Datenanalyse
Ebenfalls 37 Unternehmen fokussieren sich auf die Generierung und Auswertung von Gesundheitsdaten, häufig mithilfe künstlicher Intelligenz. Anwendungen reichen von Diagnosetools bis hin zu Plattformen, die synthetische Daten bereitstellen, um Forschung und Datenschutz zu fördern. Diagnosen werden präziser, und der Zugang zu medizinischen Ressourcen wird durch datenbasierte Marktplätze effizienter gestaltet.
Tech Health: Hardware für die Zukunft der Medizin
28 Unternehmen widmen sich innovativen Technologien wie Robotik, Medizintechnik und Plattformen für die Früherkennung von Krankheiten. Produkte wie Exoskelette, smarte Sensoren und 3D-gedruckte medizinische Geräte verbessern Diagnose-, Behandlungs- und Rehabilitationsmöglichkeiten. Auch die Optimierung medizinischer Workflows gehört zu den Schwerpunkten.
Trend Health: Wohlbefinden und Prävention
19 Unternehmen fördern Gesundheit und Sicherheit durch digitale Lösungen. Dazu zählen Apps für Diabetes-Management, Programme zur Förderung eines gesunden Lebensstils oder Sicherheitslösungen für Arbeitnehmer in risikoreichen Berufen.
Bedeutung für Zürich
Zürichs Unternehmen im Bereich Digital Health sind Vorreiter in der digitalen Transformation des Gesundheitswesens. Die Vielfalt der Akteure zeigt, dass die Region nicht nur national, sondern auch international ein bedeutender Innovationsstandort ist. Das Ökosystem aus Hochschulen, Spitälern, Technologie- und Finanzunternehmen bietet ideale Bedingungen für weiteres Wachstum.
Regionale Cluster im Raum Zürich: Hotspots für Digital Health
Die digitale Gesundheitswirtschaft im Kanton Zürich konzentriert sich auf vier zentrale Regionen: Zürich, Schlieren, Winterthur und Bülach. Diese Standorte profitieren von ihrer Nähe zu Hochschulen, Innovationszentren und einem reichen Talentpool.
Stadt Zürich: Zentrum für Digital Health
Mit 77 Unternehmen ist die Stadt Zürich das größte Cluster der Region. Besonders stark vertreten sind E-Health (38 %) und Data Health (26 %). Die Nähe zu Spitzenhochschulen wie der ETH und der Universität Zürich, kombiniert mit einer exzellenten Infrastruktur und zahlreichen Innovationsprogrammen, schafft ideale Bedingungen für die Entwicklung neuer Technologien.
Schlieren: Hub für Data Health und Tech Health
Schlieren, Heimat des Bio-Technoparks und des HealthTechparks, ist ein bedeutender Standort für Start-ups und KMU. 50 % der Unternehmen fokussieren sich auf Data Health und 40 % auf Tech Health. Dank seiner Innovationslandschaft und Nähe zu Zürich bietet Schlieren ideale Voraussetzungen für Wachstum und Internationalisierung.
Winterthur: Technologischer Hotspot
Winterthur zählt 9 Digital Health Unternehmen und hat einen Schwerpunkt auf Tech Health (44 %). Auch Trend Health und E-Health sind vertreten (jeweils 22 %).
Die Nähe zur praxisorientierten ZHAW und Initiativen wie das ZHAW Digital Health Lab fördern Start-ups und treiben technologische Innovationen voran. Die Stadt baut gezielt Netzwerke im Gesundheitssektor aus und stärkt so ihren Status als Technologie-Standort.
Bülach: Wachsender Cluster im Norden
In Bülach entsteht mit dem digital health center (dhc) ein neues Cluster. Aktuell ist ein Unternehmen im Bereich Data Health ansässig, doch Initiativen wie ein Accelerator-Programm ziehen weitere Start-ups an. Das dhc bietet Büroräume, Coaching und Zugang zu Investoren, was den Standort für Digital Health Firmen immer attraktiver macht.
Positive Vorzeichen für Digital Health in Zürich
Die «Zurich Digital Health Map» 2024 zeigt das rasante Wachstum des Digital Health Sektors im Kanton Zürich und unterstreicht seine zentrale Rolle in der Schweiz. Mit Schwerpunkten wie E-Health und Data Health in der Stadt Zürich, Tech Health in Winterthur, einer Mischung aus Data Health und Tech Health in Schlieren sowie einem aufstrebenden Fokus auf Digital Health in Bülach, bietet der Kanton ein vielfältiges und zukunftsorientiertes Ökosystem.
Forschungsnähe: Die Nähe zu Institutionen wie der ETH, Universität Zürich und ZHAW treibt Innovationen voran.
Hervorragende Infrastruktur: Innovationszentren wie der HealthTechpark Schlieren und das digital health center Bülach fördern Start-ups und KMU.
Unterstützende Initiativen: Projekte wie der Digital Health Accelerator in Bülach und regionale Netzwerke stärken die Branche.
Herausforderungen und Chancen
Im internationalen Vergleich bleibt die Schweiz jedoch hinter führenden Ländern zurück, insbesondere bei:
Frühphasenfinanzierung: Seed- und Pre-Seed-Investitionen sind im Digital Health Bereich noch unterentwickelt.
Monetarisierung digitaler Gesundheitslösungen: Es fehlt ein klarer Pfad zur Finanzierung digitaler Produkte im Schweizer Gesundheitssystem, vergleichbar mit den DiGAs in Deutschland.
Ausblick
Trotz dieser Hürden wird Zürich aufgrund seiner Innovationskraft, wachsenden Investitionen und der steigenden Nachfrage nach digitalen Gesundheitslösungen weiterhin ein zentraler Standort bleiben. Die Kombination aus politischen Reformen, neuen Finanzierungsmodellen und industrieübergreifenden Kooperationen könnte die Dynamik der Digital Health Branche weiter verstärken. Zürich und der gesamte Kanton stehen vor einer vielversprechenden Zukunft im Digital Health Sektor. Mit gezielten Investitionen, politischer Unterstützung und verstärkter Transparenz könnten sie zu einem internationalen Vorreiter werden.