HAW Aktuell

Gegen 70 Ärzte und medizinische Fachspezialisten kümmern sich in Winterthur auch nachts um gesundheitliche Probleme. Dies nicht in einem Spital, sondern im telemedizinischen Zentrum santé24 von SWICA. Anrufe werden rund um die Uhr, von weltweit und an 365 Tagen im Jahr in vier Sprachen entgegengenommen.

Im mehrstöckigen Gebäude an der Palmstrasse befindet sich das telemedizinische Zentrum santé24 der SWICA.

Moderne Unternehmen steuern dazu bei, innovative Arbeitsplätze zu schaffen. So auch SWICA. Im Hauptsitz an der Römerstrasse in Winterthur beschäftigt die Gesundheitsorganisation rund 440 Mitarbeitende. Unweit davon in Richtung Altstadt befindet sich in einem mehrstöckigen Gebäude an der Palmstrasse das telemedizinische Zentrum santé24. Das telemedizinische Angebot ist für SWICA-Kunden von der ganzen Welt aus, rund um die Uhr – daher der Name − und an 365 Tagen im Jahr verfügbar. Im Gegensatz zu anderen Krankenversicherungen hat SWICA ihr telemedizinisches Angebot selber aufgebaut. Die anderen Versicherer haben diese Dienstleistung an Drittfirmen ausgelagert. santé24 ist eine fachlich und datentechnisch unabhängige Einheit innerhalb der SWICA-Gruppe. santé24 beschäftigt inzwischen schweizweit gegen 90 Ärzte und medizinische Fachspezialisten, ungefähr 70 Mitarbeitende sind in Winterthur tätig.

Datensicherheit ist gewährleistet

Für SWICA-Versicherte ist das telemedizinische Angebot kostenlos. Lediglich weiterführende, ausserhalb von santé24 vorgenommene Abklärungen oder Konsultationen werden von diesen Leistungserbringern verrechnet. Medikamentenbezüge in der Apotheke beispielsweise müssen ganz normal bezahlt werden.

Anfangs Woche, jeweils zwischen 9 und 13 Uhr, laufen die Telefonleitungen am heissesten. Ein weiteres beliebtes Zeitfenster ist gegen Abend, wenn die Kunden ungestört von zu Hause anrufen können. Oft haben die Versicherten zuvor den SymptomCheck der BENECURA-App vorgenommen und können diesen für santé24 freigeben, was das Telefonat vereinfacht. Täglich sind es knapp 1000 Telefonanrufe. Für die Ärzte von santé24 ist das Diagnostizieren herausfordernd: Weder sehen sie ihre Patienten vor sich, noch ist es ihnen möglich, sie zu untersuchen. Dadurch sind die Mediziner gefordert, mit viel Geduld und Ausdauer nachzufragen, um mit jeder Information den Befund zu präzisieren. Sie arbeiten konsequent mit telemedizinischen Leitlinien. Für die Diagnose unterstützen zudem je nach Krankheitsbild der Patienten selbst aufgenommene Bilder. Insbesondere bei Hautirritation sind Fotos äusserst hilfreich. Der Bildtransfer geschieht oft über die BENECURA-App von SWICA. Diese Fotos sind demzufolge nicht im Smartphone abgespeichert und für Dritte nicht einsehbar. Hängt einem E-Mail von santé24 ein persönliches Dokument an, wie zum Beispiel eine Verordnung, sind die Daten verschlüsselt. SWICA gewährleistet die grösstmögliche Datensicherheit.

In Zweifelsfällen eine Zweitmeinung einholen

Der Ablauf einer telemedizinischen Konsultation ist unterschiedlich: Einfachere Anfragen oder generelle Auskünfte zu Medikamenten beantworten die Gesundheitsberaterinnen. Sie sind Pflegefachfrauen, Pharmaassistentinnen oder medizinische Praxisassistentinnen mit langjähriger Berufserfahrung. Bei höherer Komplexität involvieren die Gesundheitsberaterinnen einen Arzt, was in rund 40 Prozent der Fälle vorkommt. Dieser ruft den Patienten zurück, nachdem er sich mit der Sachlage vertraut gemacht hat. In Zweifelsfällen holt er noch eine Zweitmeinung ein. Bei etwa acht Prozent sind die Fälle schwerwiegender und die Ärzte oder medizinischen Fachpersonen überweisen den Patienten an die nächstgelegene Notfallaufnahme oder wählen die Notfallnummer 144.

Praxisbewilligung erlaubt weiterführende ärztliche Leistungen

Ins Leben gerufen wurde santé24 2008, seit Ende 2018 liegt eine Praxisbewilligung vor. Den angestellten Ärzten ist es somit erlaubt, zusätzlich zur telefonischen Gesundheitsberatung bei telemedizinisch geeigneten Krankheitsbildern weiterführende ärztliche Leistungen zu erbringen. Diese umfassen beispielsweise eine Anordnung für einen Laboruntersuch sowie das Ausstellen eines Rezepts, einer Verordnung für Physiotherapie oder eines Zeugnisses für Arbeitsunfähigkeit. Um als Arzt für santé24 tätig zu sein, ist ein in der Schweiz anerkannter Facharzt- oder Weiterbildungstitel erforderlich. Die Mitarbeitenden entscheiden sich aus unterschiedlichen Gründen für santé24. Für die einen ist es eine willkommene Abwechslung zum pulsierenden Spitalalltag. Für andere ist es eine weitere Etappe in ihrer beruflichen Laufbahn, die Faszination für Telemedizin oder die Möglichkeit flexibler Teilzeit- und Schichteinsätze. Dass es sich bei der Telemedizin um ein Wachstumssegment handelt, steht für die Ärzte und medizinischen Fachspezialisten ausser Frage. Sie sind stolz, Teil dieser Entwicklung zu sein und sie mitzugestalten.