Winterthur bewegt sich in eine falsche Richtung

30.10.21 09:37

Am Abend des 29.10. haben die bürgerlichen Parteien zusammen mit den Winterthurer Wirtschaftsverbänden auf dem Gelände der Maag Recycling AG den Wahlkampf des «Team Freiheit» lanciert. Trotz kalten Temperaturen durften die fünf Kandidaten für den Stadtrat, Michael Künzle (Die Mitte, bisher), Stefan Fritschi (FDP, bisher), Romana Heuberger (FDP, neu), Maria Wegelin (SVP, neu) und Thomas Wolf (SVP, neu) auf die Unterstützung von über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zählen. Der Tenor des Abends war eindeutig: Winterthur bewegt sich in eine falsche Richtung.

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Judith Maag begrüsste die Anwesenden. Sie führt das Unternehmen, das seit 80 Jahren in Winterthur Verantwortung übernimmt, in 4. Generation und fokussiert auf die Herausforderungen Wachstum, Mobilität und Ressourcen. Sie will mit ihrem Unternehmen Winterthur unterstützen, um innovative und zukunftsträchtige Lösungen zu finden, etwa bei unternehmensspezifischen Entsorgungsfragen oder auch bei neuen Ansätzen, wie in Zukunft noch verantwortungsbewusster mit Ressourcen umgegangen werden kann. Hierfür braucht es jedoch Chancen und ein klares Commitment der Stadt für die Unterstützung der KMU.

Désirée Schiess, Präsidentin KMU-Verband, streicht die wichtige Stellung der KMU heraus. So sind 2/3 aller Lehrlinge bei KMU beschäftigt. Die lokalen Firmen engagieren sich überdurchschnittlich für den Wirtschaftsstandort Winterthur. Sie schaffen Stellen, bezahlen Steuern und unterstützen viele lokale Institutionen. Derzeit ist leider kein echter Dialog mit der Stadt möglich. Es braucht deshalb starke Stimmen mit Tatendrang. Stimmen, die wissen, wie die KMU der Stadt Winterthur ticken. Aktuell verlassen wegen unattraktiven Rahmenbedingungen viele KMU die Stadt. Diese Unzufriedenheit muss man bündeln. Sie fordert mehr Mut vom Team Freiheit und schliesst mit der Aufforderung, dass sich die Kandidaten mehr zusammen mit Unternehmen exponieren sollen.

Dr. Ralph Peterli, Geschäftsführer der HAW und selbständiger Unternehmer im Finanzbereich, nennt die aktuelle politische Situation beim Namen: Die links-grün dominierte Politik regiert schamlos durch und versucht ihre Dogmen durch Gebote und Verbote zu zementieren und schadet damit wichtigen Standortfaktoren. In Bezug auf das Arbeitsstellenwachstum fällt auf, dass im Schnitt pro zusätzlichem Bewohner 0.4 Stellen in staatsnahem Betrieben geschaffen werden. Am links-grünen Wahlkampfbudget lässt Peterli kein gutes Haar. Er fordert eine radikale strategische Neuorientierung. Schliesslich nimmt er Bezug auf Winterthur als Technologiestadt. Er wünscht sich, dass Winterthur z.B. auch Stipendien zur Förderungen des technologischen Fortschritts vergibt. Technologie ist seit jeher Treiber des Wohlstands.

Stadtpräsident Michael Künzle, Die Mitte, hebt die positiven Aspekte der Stadt hervor, mahnt jedoch auch, dass es starke Finanzen brauche, um die Attraktivität zu bewahren. Er fordert eine Verbesserung des Verhältnis von Arbeitsplätzen zur Bevölkerung und bringt die Idee auf, vermehrt Pensionierte bei der Gestaltung von öffentlichen Räumen einzubinden. Die anstehende Initiative, die den Anteil an subventionierten Wohnraum weiter erhöhen will, betrachtet er kritisch. Diese wird weder das Budget entlasten noch die Steuerkraft erhöhen.

Stefan Fritschi, Stadtrat FDP, nimmt auf das Kollegialitätsprinzip Bezug und bestätigt eine gewisse Mutlosigkeit, welche die bürgerliche Minderheit durchlebt. Er setzt sich mit seinem Departement für die Aufgaben der Stadt ein, die diese machen muss. Das Verhältnis von Leistung und Abgaben müsse aber stimmen. Als grosse Herausforderung bezeichnet er die Elektrifizierung der Buslinien. Es brauche auch künftig grosse Investitionen. Er spricht auch über den Naturschutz. Dieser kann auch effizient und günstig erfolgen; so pflanzt die Stadt in den kommenden Jahren über 1'000 Bäume. Er postuliert abschliessend, dass es die Stadt nicht überall braucht.

Romana Heuberger, Stadtratskandidatin FDP und KMU Unternehmerin, nimmt Bezug auf Maag Recycling. Die Firma pflege den sorgsamen Umgang mit Ressourcen und belege, dass dies auch mit eigenverantwortlichem Handeln wirtschaftlichen Erfolg bringt. Generell sind für Heuberger Arbeitsplätze wichtig. Diese bilden die Grundlage für Wohlstand und die Sozialwerke, sind aber auch Basis für die Förderung von Kunst, Kultur und Sport. Sie wird sich zwecks Förderung des Wirtschaftsstandortes für eine effizientere Verwaltung einsetzen. Es braucht einfachere Verfahren und Entscheidungen. Digitalisierung ist eine grosse Chance. Wir brauchen Lösungen nicht einfach Kritik. Sie zeigt sich lösungsorientiert, ist bereit für Kommunikation und wünscht sich eine bürgerliche Wende.

Maria Wegelin, Stadtratskandidatin SVP, fokussiert in ihren Ausführungen auf die Schulsituation.  Ueber 11'700 Schüler werden in 35 Schuleinheiten unterrichtet. Dies kostet CHF 309 Mio., CHF 100 Mio. mehr als z.B. das Sozialdepartement. Die fehlerhafte Ausschreibung von Schul-Pavillons hat bekanntermassen zu Mehrkosten von CHF 3.5 Mio. geführt und einem lokalen Unternehmen den Auftrag gekostet. Sie rechnet vor, dass mit diesem Geld 7'700 Lektionen hätten finanziert werden können. Es zeugt auch nicht von guter Führung, dass v.a. wegen dem Schuldepartement der Superblock bereits zu klein sei und Raum zugemietet werden muss. Ihr Fazit: Das Geld kommt nicht an der Basis an sondern versandet in der Verwaltung.

Thomas Wolf, Stadtratskandidtat SVP und Gastronom, meint einleitend trocken, dass wir gehört haben, was alles nicht gut läuft und was wir gemeinsam erreichen könnten. Er fokussiert auf 2 weitere Themen: Das kräftige Powerplay gegen den motorisierten Individualverkehr stört ihn. Allerdings gibt ihm das Abstimmungsresultat bezgl. Parkplatzgebühren vor einigen Wochen Mut. Er will sich für eine gleichberechtigte Partnerschaft im Verkehr einsetzen. Wolf beschäftigt auch die Sicherheit im öffentlichen Raum stark. Der Fokus muss zwingend wieder auf die Kernaufgaben Polizei und Feuerwehr gelegt werden; auf die Sicherheit von jedem einzelnen Bürger. Heute redet man im Departement über Gender, Klimalösungen und Elektrofahrzeuge. Abschliessend ist er überzeugt, dass eine bürgerliche Mehrheit in Stadt- und Gemeinderat vieles verbessern kann.

Die Teilnehmer des Anlasses nutzten im Anschluss zahlreich die Gelegenheit, durch das imposante Firmengelände der Maag Recycling AG geführt zu werden. Fachgerechtes Entsorgen und Recycling ist viel umfassender, als sich viele vorstellen konnten. Abgerundet wurde der ganze Event durch einen Apéro riche, bereitgestellt von Mastai Comestibles – einem Winterthurer KMU, das ebenfalls bereits in 4. Generation durch Seraina Mastai geleitet wird.

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