Öffnungsplan mit schleppender Normalisierung

22.04.21 16:13

Der Bundesrat hat mit einem dreistufigen Öffnungsplan seine Strategie gegen die Corona-Pandemie vorgestellt. Damit zeigt die Landesregierung erstmals Perspektiven für Wirtschaft und Gesellschaft auf, die unter anderem die Arbeitgeber bisher vermisst haben. Für eine rasche Verwirklichung des Plans sind jetzt die Impfbereitschaft und der weitere Verlauf der Impfkampagne entscheidend.

 

Female doctor hand holding syringe with blue background

 

Nach langem Warten hat der Bundesrat einen dreistufigen Lockerungsplan auf den Tisch gelegt. Darin sind die Massnahmen zum Schutz gegen Covid-19 enthalten, die – abgestuft auf die drei Phasen Schutz, Stabilisierung und Normalisierung – den Weg und den Handlungsspielraum in den nächsten Monaten konkretisieren. Mit diesem Ausstiegsplan wird für den Bundesrat eine Normalisierung in der Schweiz bis im Sommer realistisch.

Sobald etwa 50 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft und mit einem Covid-Zertifikat ausgestattet sind, sollen Geimpfte, Getestete und Genesene ihre Freiheiten zurückerhalten. Die verbleibenden Massnahmen sollen schrittweise aufgehoben werden, wenn alle impfwilligen Erwachsenen vollständig geimpft sind. Das Drei-Phasen-Modell wird bei den Kantonen und Sozialpartnern in Konsultation geschickt.

Aufgrund der Öffnungen ab dem 19. April und wegen der fragilen epidemiologischen Lage sind gemäss dem Bundesrat vor dem 26. Mai weitere Öffnungsschritte – etwa für den Detailhandel oder die Innenbereiche der Restaurants – nicht realistisch. Erst danach ist der Bundesrat bereit, die von den Arbeitgebern abgelehnte Homeoffice-Pflicht allenfalls wieder in eine Empfehlung umzuwandeln. Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) hat kein Verständnis für dieses Hinauszögern. Die Homeoffice-Pflicht ist nach Ansicht des Dachverbands unnötig, denn die Ansteckungsgefahr am Arbeitsplatz ist unter Einhaltung der bewährten Schutzmassnahmen nicht grösser als zuhause.

Auch bei schnellerem Impfen ist nach Berechnungen der wissenschaftlichen Taskforce ein Anstieg der Ansteckungszahlen unvermeidbar. Doch der Unsicherheitsbereich ist gemäss Experten gross. Vor allem vom Impftempo und der Verbreitung der Massentests hängt viel ab. Ob das Gesundheitswesens gemäss der Datenlage überlastet wird, gilt als unwahrscheinlich. Entscheidend ist letztlich die Impfbereitschaft und der weitere Verlauf der Impfkampagne. Deshalb erwartet der SAV, dass die Impfzentren ihre Anstrengungen verstärken und auch an den Wochenenden sowie an Feiertagen geöffnet sind.

Insgesamt ist der Öffnungsplan nach Ansicht des SAV ein Zeichen für die Wirtschaft, die eine gewisse Planungssicherheit zurückerhält. Ausserdem hat der Bundesrat auf die Kritik der Arbeitgeber reagiert, indem er seine Strategie jetzt auf die Entwicklung der zu erwartenden Durchimpfungsrate in den nächsten Monaten ausgerichtet und eine Entkoppelung von Fallzahlen und Hospitalisierungen berücksichtigt hat. Mit Ernüchterung stellt der SAV hingegen fest, dass mit dem gewählten Fahrplan die Normalisierung erst im Spätsommer und damit sehr schleppend einkehrt. Die Arbeitgeber appellieren darum an die ganze Bevölkerung, ihren Beitrag zu einer raschen Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens in der Schweiz zu leisten.

Roland A. Müller
Direktor
roland.mueller@arbeitgeber.ch

Medienmitteilung Schweizerischer Arbeitgeberverband vom 21.4.2021

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