HAW Herbstversammlung bei Autoneum

08.11.18 11:33

Die Herbstversammlung der HAW fand am Hauptsitz von Autoneum in Winterthur-Töss statt. Die meisten der Teilnehmer hatten erstmals Gelegenheit, das Forschungszentrum des lokalen Hightech-Konzerns und Weltmarktführers im Akustik und Wärmemanagement persönlich zu besuchen. Das Zentrum ist ein eindrückliches Beispiel für den Wandel Winterthurs von einer klassischen Industriestadt in einen Technologiestandort von Weltruf. Ingenieure aus verschiedensten Ländern forschen an der Zukunft des Automobils und treiben die Innovationen voran. Damit dies so bleibt, ist Autoneum und die Schweiz auf stabile politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen angewiesen.

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Der Präsident der HAW Winterthur Thomas Anwander begrüsst am 7.11.2018 rund 60 Mitglieder und Gäste am Konzernhauptsitz von Autoneum zur traditionellen Herbstversammlung. Unsere Wirtschaft läuft derzeit gut. Die Auslastung der Unternehmen stimmt und die Arbeitslosigkeit ist tief. Das geopolitische Umfeld hat sich in den letzten Monaten allerdings eingetrübt. Handelskonflikte und Protektionismus nehmen zu. Die Schweiz als kleines Land und Exportnation ist auf stabile Rahmenbedingungen angewiesen. Freihandelsverträge sichern unseren Unternehmen den Zugang zu wichtigen Märkten. Dass in Winterthur ein solches Forschungszentrum steht ist u.a. möglich, weil die Schweiz ein attraktiver Standort mit hoher Lebensqualität ist und auch weil Spezialisten aus ganz Europa dank der Personenfreizügigkeit ohne grösseren bürokratischen Aufwand hier arbeiten und leben können.

Die HAW ist überzeugt, dass Freihandelsverträge nicht nur für die Schweiz sondern auch für den Wirtschaftsstandort Winterthur von grosser Wichtigkeit sind. Aus diesem Grund lehnt die HAW die Selbstbestimmungsinitiative ab. Auch die HAW ist nicht glücklich, wenn der Europäische Menschengerichtshof die EMRK eher extensiv auslegt und in wenigen Fällen Urteile fällt, die schwierig nachzuvollziehen sind. Dies ist aber kein Grund, die bilateralen Verträge oder Freihandelsverträge zu gefährden. Dass nationales Recht gegenüber internationalen Vereinbarungen immer Vorrang haben soll führt dazu, dass im schlechtesten Fall bewährte internationale Verträge nicht eingehalten oder gekündigt werden müssen. Anwander bittet deshalb darum, am 25.11.18 die Selbstbestimmungsinitiative abzulehnen.

Gleichentags wird in Winterthur über zwei wirtschaftspolitische Vorlagen abgestimmt: die Schuldenbremse und Baurecht statt Landverkäufe. Die Pro Kopf Verschuldung mit über CHF 10'000 und einem Verschuldungsquotienten von über 350% ist massiv zu hoch. Auf Ebene Bund und Kanton Zürich kennen wir das bewährte Instrument der Schuldenbremse, welches sicherstellt, dass die Rechnung über einen Zeitraum betrachtet ausgeglichen sein soll. Ergänzend braucht es für gewisse Ausgaben die Zustimmung der Mehrheit des Gemeinderates. Dieses Instrument ist für Winterthur nicht nur sinnvoll sondern dringend nötig. Zusätzlich braucht es natürlich in der städtischen Rechnung einen positiven Free Cash Flow, keine Defizite und nur Investitionen in der Höhe der Abschreibungen. Der Präsident der HAW bittet deshalb um Annahme der Schuldenbremse

Mit der Baurecht statt Landverkäufe-Vorlage soll die Stadt Winterthur unbebaute Grundstücke nicht mehr verkaufen sondern nur noch im Baurecht abgeben können. Diese Vorlage ist ideologisch. Die Befürworter wollen, dass die Stadt möglichst viel Land besitzen soll. Aus Sicht der HAW wird mit Annahme der Vorlage der Handlungsspielraum von Stadt- und Gemeinderat eingeschränkt. Ein generelles Verbot greift zu weit, ein situativer Entscheid ist zielführender. Aus Firmenoptik gibt es z.B. aus Finanzierungsüberlegungen Gründe Land erwerben und frei darüber verfügen zu können. Beim Baurecht ist der sog. Heimfall ein sehr kritisches Thema, da grosse Kosten auf die Stadt kommen können. Mit dem Entscheid Baurecht statt Landverkauf werden auch rund CHF 40 Mio. Eigenkapital der Stadt vernichtet. Die HAW empfiehlt die Ablehnung der Vorlage.

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Für den Gastgeber stellt Bernhard Weber, Head Financial Services Autoneum Management AG und Vorstandsmitglied der HAW, den Teilnehmern Autoneum in Zahlen vor. Bereits das Ambiente der Konferenzräume deutet auf die globale Aufstellung von Autoneum hin. Der Konzern beschäftigt über 12'000 Mitarbeiter in über 25 Ländern, unterhält weltweit 55 Produktionsstätten und erzielt über CHF 2.2 Mrd. Umsatz. In Winterthur ist der Hauptsitz des Konzerns, der Business Group Europe und das Forschungs- und Entwicklungszentrum. 

Eingestimmt auf ein dynamisches, kompetitives und globales Umfeld werden die Teilnehmer in Gruppen durch die Räumlichkeiten geführt. Im modernen Show-Room werden uns die Produkte und Anwendungen gezeigt. Kaum ein Automobilist überlegt sich, was zumeist verdeckt im Auto verbaut ist. Bei der Präsentation werden diese Teile erklärt und deren Effekt hör- und spürbar gemacht. Der weitere Rundgang durch das Forschungszentrum gibt in mehreren Testlabors spannende Einblicke hinter die Kulissen. Akustik-Messungen bei einem fahrenden Auto, Abnutzungskontrollen bei Teppichen, Qualitätstest bei Unterböden, Geruchskontrollen, Reinigungstests u.a.m. werden erklärt. Die motivierten Ingenieure, welche diese Präsentationen leiteten, stammen alle aus verschiedenen Ländern und führten uns vor Augen, dass hier weltweit die Besten ihres Fachs mit modernster Technik innovativ an der Arbeit sind. Aufgezeigt wurde auch, dass Autoneum nicht nur Komponenten für den Lärm- und Hitzeschutz produziert, sondern auch eigene Messinstrumente für die Vorentwicklung entwickelt und verkauft.

Zurück im Auditorium spricht Maurizio Mantovani, Head of Research & Technology von Autoneum, über 'Disruptive Trends in der Automobilindustrie und deren Einfluss auf Autoneum'. Ziel ist die laufende Verbesserung der Produkte und das Entwickeln von Innovationen, die später weltweit in die Serienproduktion gehen. Dass das Erzielen von technischen Fortschritten immer anforderungsreicher und schwieriger wird, versteht sich von selbst. Es geht um geringere Geräuschemissionen, eine stärkere Gewichtsreduktion und bessere Wärmedämmung u.a., wie es zuvor auf dem Rundgang gezeigt wurde. Die Branche steht permanent unter grossem Kostendruck und kontinuierlichem Innovationszwang. Treiber der Entwicklung sind neue Mobilitätstrends wie Elektromobilität und autonomes Fahren, aber auch länderspezifische Emissionsvorgaben (wie CO2- oder Lärmregulierungen), Rezyklierung von Materialien und anderes mehr. Die globale Kundschaft zwingt Autoneum auch dazu, auf unterschiedliche Anforderungen der Kundschaft je nach Weltgegend einzugehen. In Winterthur arbeiten gut 90 Experten aus aller Welt in der Forschung und Entwicklung an all diesen Themen. Es wird offensichtlich, wie wichtig stabile und berechenbare wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen sind, damit lokale Firmen ihre führende Rolle und auch Winterthur und die Schweiz die erzielte Wertschöpfung behalten können.

Thomas Anwander bedankt sich im Namen der HAW herzlich bei Autoneum und allen Referenten und Führerinnen für das Gastrecht, die interessanten Einblicke und den anschliessenden Apéro Riche. Viele Mitglieder und Gäste haben heute neue Einblicke erhalten und vertieften dies in den folgenden Dialogen.

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