Mit weitsichtiger Wirtschaftspolitik zurück an die Spitze

03.02.20 09:34

 

Businesswoman standing on ladder looking into distance against cloudy background

                                            Europapolitik                          economiesuisse
 

Die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schweiz gerät immer mehr unter Druck. Des­halb ist ein Re­form­stau, wie er die ver­gan­ge­ne Le­gis­la­tur ge­prägt hat, für den Wirt­schafts­stand­ort Schweiz ge­fähr­lich. «Wenn die Wett­be­werbs­fä­hig­keit sinkt, hat das frü­her oder spä­ter Kon­se­quen­zen für un­se­ren Wohl­stand», sagte eco­no­mie­su­is­se-Prä­si­dent Heinz Kar­rer an der heu­ti­gen Jah­res­me­di­en­kon­fe­renz des Wirt­schafts­dach­ver­bands in Bern. «Wol­len wir Vor­rei­ter blei­ben – sei es in der For­schung, der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung, beim Kli­ma­schutz oder bei der Di­gi­ta­li­sie­rung –, müs­sen wir zu­al­ler­erst die Wett­be­werbs­fä­hig­keit wie­der stär­ken»,
er­klär­te Kar­rer. In der heute ver­öf­fent­lich­ten Pu­bli­ka­ti­on «Kom­pass 2023 – Mit guter Wirt­schafts­po­li­tik für unser Land punk­ten» zeigt eco­no­mie­su­is­se de­tail­liert auf, was es für die Stär­kung der Wett­be­werbs­fä­hig­keit in der lau­fen­den Le­gis­la­tur braucht und wel­che Vor­ha­ben ent­schlos­sen an­ge­packt wer­den müs­sen.

Der seit Mo­na­ten herr­schen­de Still­stand beim Rah­men­ab­kom­men etwa schafft für die Un­ter­neh­men
gros­se Un­si­cher­hei­ten. Als ers­ter In­dus­trie­zweig der Schweiz spürt die Me­di­zin­tech­nik­bran­che die ne­ga­ti­ven Kon­se­quen­zen der ak­tu­el­len Rechts­un­si­cher­heit. Wenn das Ab­kom­men über die An­er­ken­nung von Kon­for­mi­täts­be­wer­tun­gen (MRA) bis Ende Mai 2020 nicht ak­tua­li­siert wird, ver­liert die Bran­che ab die­sem Tag den pri­vi­le­gier­ten Zu­gang. Be­reits heute sind die Un­ter­neh­men zu stra­te­gi­schen Ent­schei­den ge­zwun­gen, die den In­ter­es­sen des For­schungs- und Werk­plat­zes Schweiz zu­wi­der­lau­fen. Erste Stel­len­ver­-
la­ge­run­gen ins Aus­land wur­den be­reits be­kannt ge­ge­ben. Die Ero­si­on des bi­la­te­ra­len Wegs hat be­gon­nen.

Gar das ab­rup­te Ende des bi­la­te­ra­len Wegs würde eine An­nah­me der Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve in der Volks­ab­stim­mung vom 17. Mai be­deu­ten. Aus wirt­schaft­li­cher Sicht han­delt es sich des­halb um die be­deu­tends­te Ab­stim­mung in die­sem Jahr. «Die Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve zer­stört den bi­la­te­ra­len Weg der Schweiz und damit die Basis einer er­folg­rei­chen Eu­ro­pa­po­li­tik», warn­te Mo­ni­ka Rühl, Vor­sit­zen­de der Ge­schäfts­lei­tung. Die
In­iti­an­ten hät­ten keine brauch­ba­re Al­ter­na­ti­ve zu den bi­la­te­ra­len Ver­trä­gen mit der EU. Ge­ra­de in glo­bal un­si­che­ren Zei­ten seien sta­bi­le Be­zie­hun­gen zum wich­tigs­ten Han­dels­part­ner un­ver­zicht­bar. Auf dem Spiel steht nicht nur das Per­so­nen­frei­zü­gig­keits­ab­kom­men, son­dern das ge­sam­te Paket der Bi­la­te­ra­len I. Auch die eng mit der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit ver­knüpf­ten Ab­kom­men von Schen­gen/Dub­lin wer­den mit der Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve ge­fähr­det. Die Aus­wir­kun­gen der Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve auf die Un­ter­neh­men stellt
eco­no­mie­su­is­se in der heute pu­bli­zier­ten Bro­schü­re «Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve – Lähmt die Schweiz und ihre KMU» aus­führ­lich dar. Am 17. Mai stehe also eine Grund­satz­ent­schei­dung an, sagte Rühl und er­gänz­te: «Die Schwei­zer Wirt­schaft ist be­reit, einen en­ga­gier­ten Ab­stim­mungs­kampf gegen diese In­itia­ti­ve zu füh­ren.»

Eine wei­te­re gros­se Her­aus­for­de­rung für die Schwei­zer Un­ter­neh­men ist die ex­tre­me Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve (UVI), die von der Wirt­schaft klar ab­ge­lehnt wird. Der Stän­de­rat hat in der Win­ter­ses­si­on mit deut­li­cher Mehr­heit einen Ge­gen­vor­schlag ver­ab­schie­det. Die­ser ver­zich­tet auf eine ver­schul­dens­un­ab­hän­gi­ge Haf­tung. eco­no­mie­su­is­se kann sich mit der Lö­sung ar­ran­gie­ren, auch wenn diese sehr weit geht. Sie ver­hin­dert aber einen in­ter­na­tio­na­len Al­lein­gang. Auf eine Son­der­re­gu­lie­rung, die Schwei­zer Un­ter­neh­men er­pres­se­ri­schen Kla­gen aus­setzt, un­se­ren Stand­ort schwächt und in den be­trof­fe­nen Län­dern kon­tra­pro­duk­tiv wirkt, ver­zich­tet sie. Zudem er­gänzt der Ge­gen­vor­schlag die frei­wil­li­gen Mass­nah­men mit ziel­ge­rich­te­ten Re­gu­lie­run­gen bei der ge­ne­rel­len Trans­pa­renz sowie mit grif­fi­gen – aber auch weit­ge­hen­den – Sorg­falts­pflich­ten bei Kin­der­ar­beit und Kon­flikt­mi­ne­ra­li­en. Er er­mög­licht einen Fort­schritt ent­lang der in­ter­na­tio­na­len Ent­wick­lun­gen und geht im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich be­reits sehr weit. Er schafft die von der Po­li­tik ge­such­te Ver­bind­lich­keit zur Ein­hal­tung zen­tra­ler in­ter­na­tio­na­ler Stan­dards durch Lie­fe­ran­ten von Schwei­zer Fir­men im In- und Aus­land.

Ein sehr wich­ti­ges Thema für eco­no­mie­su­is­se ist schliess­lich auch die Kli­ma­po­li­tik. In der lau­fen­den CO2-Re­vi­si­on braucht es markt­wirt­schaft­li­che und in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­te Mass­nah­men. Die ehr­gei­zi­gen kli­ma­po­li­ti­schen Ziele der Schweiz lies­sen sich auch auf eine wirt­schafts­freund­li­che Art und Weise er­rei­chen, sagte Heinz Kar­rer. Mit markt­wirt­schaft­li­chen In­stru­men­ten – ins­be­son­de­re Len­kungs­ab­ga­ben und han­del­ba­ren, zer­ti­fi­zier­ten Emis­si­ons­ein­spa­run­gen – kön­nen die ex­ter­nen Kos­ten ein­be­zo­gen und die klima- und en­er­gie­po­li­ti­schen Ziele mit den ge­rings­ten Kos­ten für Ge­sell­schaft und Wirt­schaft er­reicht wer­den. Kon­kret lehnt der Ver­band die vom Stän­de­rat neu vor­ge­schla­ge­ne Kli­ma­ver­träg­lich­keits­prü­fung, aber auch den Kli­ma­fonds und die Flug­ti­cket­abga­be ab. Hin­ge­gen un­ter­stützt er die Strei­chung der Ein­tritts­schwel­le für eine Ziel­ver­ein­ba­rung mit Ver­min­de­rungs­pflich­ten.

Auch das Ge­setz zur elek­tro­ni­schen Iden­ti­tät (E-ID) un­ter­stützt die Wirt­schaft. Mit der E-ID wird die Basis für ein staat­lich an­er­kann­tes Login ge­schaf­fen, auf das die Be­völ­ke­rung ver­trau­en kann. Die Schwei­zer Wirt­schaft hat sich von An­fang an für eine ge­setz­li­che Grund­la­ge bei der Ein­füh­rung einer E-ID ein­ge­setzt. Der Hand­lungs­be­darf ist hoch, haben doch zahl­rei­che an­de­re Län­der längst ein ver­gleich­ba­res In­stru­ment ein­ge­führt. Der Wirt­schafts­stand­ort Schweiz wird da­durch klar ge­stärkt.

Ge­ra­de­zu schlecht schnei­det die Schweiz bei Wire­less-Breit­band ab. Hier ver­hin­dert die Po­li­tik den ra­schen Aus­bau der 5G-Tech­no­lo­gie. Eine mo­der­ne Mo­bil­fun­kin­fra­struk­tur ist eine wich­ti­ge Grund­la­ge für die er­folg­rei­che Eta­blie­rung neuer Tech­no­lo­gi­en. Nur sie er­mög­licht den flä­chen­de­cken­den, breit­ban­di­gen, stand­ort­un­ab­hän­gi­gen Zu­gang zu di­gi­ta­len Diens­ten und die Ent­wick­lung von mass­ge­schnei­der­ten Diens­ten für jeden Ort und Nut­zer. Mit 5G wird nicht nur eine neue Mo­bil­funk­ge­ne­ra­ti­on mit leis­tungs­fä­hi­ge­ren Über­tra­gungs­ver­fah­ren vor­be­rei­tet, das Netz­werk wird ins­ge­samt in­tel­li­gen­ter und fle­xi­bler, so­dass hö­her­wer­ti­ge Ser­vices erst mög­lich wer­den.

 

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