​​Tiefere Zölle, mehr Weitsicht: Eine Würdigung des Joint Statement Schweiz-USA

24.11.25 09:17

  • Mit dem «Joint Statement» erreicht die Schweiz einen wichtigen Durchbruch: Die länderspezifischen Zölle sinken von 39 auf 15 Prozent.
  • ​Die Absichtserklärung ist ein pragmatischer Schritt zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Investitionen.
  • ​Alarmismus ist jetzt fehl am Platz. Nun braucht es einen geeinten Blick in Richtung rasche Aufnahme von Verhandlungen.​

Tiefere Zlle mehr Weitsicht Eine Wrdigung des Joint Statement SchweizUSAOhne TEXT-1Bildquelle: KI

Die Schweiz hatte dieses Jahr am 1. August keinen Grund zu Freude: US-Präsident Donald Trump belegte die Schweiz tags zuvor mit einem Zusatzzoll von 39 Prozent. So tief der Schock in der Schweiz sass, so hoch waren die Erwartungen an den Bundesrat: Er müsse nun alles daransetzen, eine rasche Lösung zu finden, bevor unser Wirtschaftsstandort ernsthaften Schaden nimmt. 

Dreieinhalb Monate später hat der Bundesrat geliefert: Eine Absichtserklärung beider Regierungen wird die Zölle auf 15 Prozent reduzieren.  

​Um was es beim «Joint Statement» geht 
Die Reduktion der US-Zusatzzölle auf 15 Prozent ist klar zu begrüssen. Schweizer Exporteure haben dadurch wieder gleich lange Spiesse wie ihre wichtigsten Konkurrenten aus Europa (mit Ausnahme jener in Grossbritannien). Der Verlust von Marktanteilen im wichtigen US-Markt kann dadurch gestoppt werden. Besonders für KMU der Maschinen-, Elektro-, Medtech-, Nahrungsmittel- und Uhrenindustrie ist dies zentral. Sie können nun wieder tief Luft holen, um den US-Markt wieder aktiv zu bearbeiten. 

Die Schweizer Direktinvestitionen werden in den kommenden Jahren stark ausgebaut. So hat die Pharmaindustrie ambitionierte Vorhaben verkündet, die sich nun in der Vereinbarung spiegeln. Andere Schweizer Investoren haben ebenfalls Pläne zum zügigen Ausbau ihrer US-Standorte einfliessen lassen. 

Das «Joint Statement» enthält weitere Erleichterungen. Die USA haben bei einzelnen Industrieprodukten tiefere Zölle für Länder mit einem Deal – beispielsweise für Flugzeuge und Flugzeugteile. Bei Letzteren ist eine Lösung offensichtlich in Griffweite. Bei den technischen Normen und Sicherheitsvorschriften sollen Vereinfachungen für Fahrzeuge und Medizinprodukte angestrebt werden. 

Nicht weniger bedeutend ist die Zusicherung, dass allfällige Importzölle für Schweizer Pharmaprodukte und Halbleiter nicht über 15 Prozent betragen würden. Dieser Zolldeckel ist entscheidend, da in den USA seit April wesentlich höhere Abgaben, besonders für Pharmaprodukte, diskutiert werden.  

​Vertretbare Vereinbarungen im Agrar- und Lebensmittelbereich 
Bei Agrarprodukten und Lebensmitteln haben beide Seiten Handelserleichterungen mit Augenmass vereinbart: Die Schweiz erlaubt neu den Import von Fisch, Meeresfrüchten und weiteren nicht-sensitiven Agrarprodukten. Die USA senken ihrerseits die Zölle auf Schweizer Käse auf das Niveau vor dem 2. April. Dazu kommen zollfreie Kontingente von insgesamt 3'000 Tonnen für Rind-, Geflügel- und Bisonfleisch. Zur Einordnung: Das entspricht weniger als einem Prozent des Schweizer Fleischkonsums. 

Aussenpolitische Kooperation ohne Anbindung 
Aussenpolitisch relevant ist die Absicht künftig bei Sanktionen enger zusammenzuarbeiten, wo diese gemeinsamen Werten entsprechen. Es geht also um die Fortsetzung der langjährigen Zusammenarbeit. 

Nüchtern betrachtet ist das «Joint Statement» somit der derzeit bestmögliche Deal für beide Seiten. Das US-Geschäft vieler Exportunternehmen kann weiterhin von der Schweiz aus betrieben werden – das ist wichtig für Wirtschaftsstandort und Arbeitsplätze.  

​Wie es jetzt weitergeht 
Wie viele andere Handelspartner hat die Schweiz nun ein «Joint Statement» mit der US-Regierung. Die Zollsatzreduktion auf 15 Prozent wird in einigen Tagen Tatsache, zeitgleich mit den vertretbaren Zollkonzessionen der Schweiz. Der Rest der Absichtserklärung enthält die Eckwerte für die bevorstehenden Verhandlungen. Diese sollen – so der Text – bereits im ersten Quartal 2026 abgeschlossen werden. Für die Wirtschaft ist klar: Die Verhandlungen sollten nun rasch aufgenommen werden. 

Die Schweiz wird dabei durchaus ihre Stärken ausspielen: Die Innovationskraft, Qualität sowie die Direktinvestitionen. Bei der Innovation ist die Schweiz global die Nummer 1, bei den Direktinvestitionen die Nummer 12. Und unser kleiner Binnenmarkt? Keine Schwäche – er zeichnet sich durch eine der höchsten Kaufkraftniveaus der Welt aus. 

 

Dr. Jan Atteslander
Bereichsleiter Aussenwirtschaft, Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung

Luc Schnurrenberger

Stv. Bereichsleiter Aussenwirtschaft

 

Medienmitteilung economiesuisse vom 21.11.2025

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