Verfehltes «Entweder-oder»

19.12.25 11:43

Ein turbulentes Jahr geht zu Ende. Wirtschaftlich gesehen endet es mit einer erfreulichen Note. Die Senkung der US-Zusatzzölle auf pauschal 15 Prozent rückwirkend ab dem 14. November ist eine grosse Entlastung für die Schweizer Unternehmen.

StandpunktQuelle: economiesuisse 

Jetzt Handelsabkommen mit den USA verhandeln …
Mit der Zollsenkung ist der horrende US-Zollsatz von 39 Prozent Geschichte. Die Anpassung stellt die Schweiz mit den EU/EFTA-Staaten und Japan gleich. Ein klarer Wettbewerbsnachteil ist damit beseitigt. Das schafft Planungssicherheit für die Unternehmen und sichert Arbeitsplätze.

Gleichzeitig müssen wir uns bewusst sein, dass der heutige Zustand ein Provisorium ist. Für langfristig stabile Handelbeziehungen brauchen wir ein verbindliches Handelsabkommen mit den USA. In Zeiten geopolitischer Unsicherheiten ist Verlässlichkeit essenziell. Umso wichtiger ist es, dass die Verhandlungen für ein Handelsabkommen rasch beginnen können.

… und mit den Bilateralen III den EU-Marktzugang sichern
Innenpolitisch wird der US-Deal derweil mit der Debatte über die Bilateralen III verknüpft. Die einen argumentieren, Trumps Unberechenbarkeit mache die Verträge mit Brüssel umso dringender. Die anderen sehen den Deal als Beweis, dass die Schweiz allein am besten fahre und keinesfalls näher an die EU rücken solle.

Aus meiner Sicht ist dieses «Entweder-oder» verfehlt. Vielmehr sollte es ein «Sowohl-als-auch» sein: Die Schweiz blüht als Wirtschaftsstandort genau dann, wenn wir zuverlässige Beziehungen zu allen Schlüsselmärkten pflegen. Die EU ist mit rund 51 Prozent unserer Warenexporte der mit Abstand wichtigste Handelspartner, gefolgt von den USA mit knapp 18 Prozent und China mit 6 Prozent. Wir können auf keinen der grossen Handelspartner verzichten. Zusätzlich brauchen wir auch die neu ausgehandelten Freihandelsabkommen mit Wachstumsmärkten wie Indien, Mercosur, Malaysia und Thailand.

Für mich ist klar: Ein Ausspielen des Abkommens mit den USA gegen jene mit der EU bringt uns nicht weiter. Wir brauchen stabile vertragliche Grundlagen mit beiden Handelspartnern. Die Bilateralen III bieten die Chance, bestehende Abkommen mit der EU zu modernisieren und den optimalen Zugang zum EU-Binnenmarkt zu sichern. Parallel dazu gilt es den US-Deal zu einem verbindlichen Abkommen auszubauen. Nur mit beiden Abkommen bleibt die Schweiz wettbewerbsfähig und innovativ. Beide sichern den Marktzugang und damit Arbeitsplätze und Wohlstand in der Schweiz. 

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

Christoph Mäder
Präsident economiesuisse
 

Standpunkt vom 17.12.2025

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