Wiedererstarkte Wirtschaft verschärft Arbeitskräftemangel

01.02.22 14:20

Der SAV-Beschäftigungsbarometer verdeutlicht den wirtschaftlichen Aufschwung, der die Wirtschaft praktisch über alle Branchen hinweg beflügelt. Dennoch stellt der zunehmende Arbeitskräftemangel für viele Betriebe eine wachsende Herausforderung dar. Dabei steht für die Arbeitgeber die Ausschöpfung des inländischen Arbeitskräftepotenzials im Fokus.

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Mit dem Beschäftigungsbarometer bietet der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) eine Gesamtschau zur Lage der Schweizer Wirtschaft mit einem speziellen Fokus auf die branchenspezifischen Einschätzungen zur Entwicklung von Geschäftslage und Beschäftigung.

Das Jahr 2021 stand wirtschaftlich ganz im Zeichen des Aufschwungs, der die Wirtschaft nahezu über alle Branchen hinweg beflügelte. Die Wirtschaftsleistung in der Schweiz befindet sich bereits wieder über dem Vorkrisenniveau. Der rasante, weltweit stattfindende Aufschwung überfordert jedoch zum Teil die Produzenten auf den Beschaffungsmärkten: Der grosse Anstieg der Nachfrage führt zu Lieferengpässen, die weltweite Logistik gerät ins Stocken und die Preise steigen. Betroffen sind insbesondere Betriebe aus dem verarbeitenden Gewerbe und dem Grosshandel, die frühestens ab Mitte Jahr mit einer Entschärfung der Situation rechnen können.

Die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) steht exemplarisch für diese Herausforderungen. Die Betriebe konnten zwar von stark steigenden Auftragseingängen, Umsätzen und Exporten profitieren. Aufgrund von Lieferengpässen, steigenden Rohstoff- und Energiepreisen gelang es jedoch nicht, dieses Potenzial vollständig auszuschöpfen.

Die überdurchschnittlich gute Wirtschaftslage wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt positiv aus. So lag die Beschäftigung bereits im 3. Quartal 2021 wieder auf Vorkrisenniveau, und die Kurzarbeit konnte in den Branchen mehrheitlich abgebaut werden. Eine überwiegende Mehrheit der zum SAV-Beschäftigungsbarometer befragten Betriebe rechnet zudem mit einem weiteren Ausbau der Beschäftigung in den nächsten drei Monaten.

Der rasche wirtschaftliche Aufschwung und damit einhergehend der steigende Bedarf an Arbeitskräften stellen die Betriebe jedoch gleichzeitig vor die Herausforderung, passendes Personal zu finden. Die Gründe für den Engpass bei den Arbeitskräften sind vielschichtig, je nach Branche unterschiedlich und werden durch die Coronakrise verschärft. Einerseits haben sich gewisse Arbeitskräfte aufgrund der Pandemie neu orientiert. Andererseits haben sich auch die zur Besetzung einer Stelle erforderlichen Qualifikationen und Fähigkeiten während der Krise verändert.

Zur Entschärfung des zunehmenden Arbeitskräftemangels stellen die Arbeitgeber klare Forderungen an Politik und Verwaltung:

Kurzfristig müssen die Zulassungskriterien für Drittstaatenangehörige liberalisiert werden. Mittelfristig muss zum einen die Individualbesteuerung eingeführt werden. Zum andern ist das inländische Arbeitskräftepotenzial besser auszuschöpfen, indem Mütter und ältere Arbeitnehmer besser in den Arbeitsmarkt integriert werden.

Weitere Auskünfte
Roland A. Müller, Direktor, Telefon 079 220 52 29, roland.mueller@arbeitgeber.ch
Simon Wey, Chefökonom, Telefon 044 421 17 39, wey@arbeitgeber.ch

Medienmitteilung Schweizerischer Arbeitgeberverband vom 20.01.2022

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